Bienen gibt es auch in Computerspielen. Warum also nicht einfach digital imkern? Ist auf jeden Fall weniger klebrig. Aber hat das auch Nachteile? Und stimmt das überhaupt, was da in Computerspielen über Bienen verbreitet wird?

Biene in Minecraft vor zwei Bienenstöcken.

Biene in Minecraft vor zwei Bienenstöcken.

Bienen bzw. das Imkern ist bei uns ein Familienhobby. Alle machen mit und jede:r übernimmt bestimmte Aufgaben – je nach Wissen, Kompetenz und Motivation. Wir wissen also recht gut, wie das mit der Honigbiene so läuft. Gleichzeitig spielt ein Teil meiner Familie gerne Computerspiele. U.a. das Klötzchenspiel, in dem ganze Welten erforscht und selbst gestaltet werden können. Und da gibt es auch Bienen. Sehr spannend wird es, wenn wir unser Wissen über die Honigbienen mit den Bienen im Computerspiel vergleichen.

Im Computerspiel wohnen Bienen in einem Bienenstock, in den sie bei Nacht oder Regen zurückkehren. Das ist ja auch in der Realität so. Allerdings wird in der Realität keine volle Honigwabe verwendet, um einen Stock zu bauen. Im Computerspiel wird dazu Holz und eben Honigwaben benötigt.

Neben den Bienenstöcken gibt es noch Nester, in denen Bienen wohnen. Das sollen wohl die natürlichen Behausungen von Bienen sein. Die Nester hängen frei am Baum und haben optisch zwei Eingänge. Die natürliche Behausung von realen Bienen sind Baumhöhlen. Die im Computerspiel genutzten Nester sind wohl eher von Wespen inspiriert, deren Nester in der Realität auch in Bäumen hängen und mehrere Eingängen haben können.

Eine Bienennest und -stock in Minecraft.

In einem Computer-Bienenstock (oder -Nest) wohnen 3 Bienen und sammeln Honig und Pollen. Süß, in der Realität wohnen in einem Bienestock – je nach Jahreszeit – ca. 5.000 bis 50.000 Bienen. Aber das mit dem Pollen stimmt schon mal. Wobei die realen Bienen dann statt gleich den fertigen Honig eher Blütennektar, Honigtau und Wasser sammlen. Den Honig müssen die realen Bienen ja erst erzeugen. Aber auch im Computerspiel erbringen die Bienen einen Großteil der Bestäubungsleistung. Wenn Bienen Pollen gesammelt haben und über ein gepflanztes Feld fliegen, dann wachsen die digitalen Pflanzen schneller.

Wie im realen Leben vermehren sich die Bienen im Computerspiel auch. Im Digitalen werden dazu zwei Bienen benötigt. Denen wird jeweils eine Blume gegeben und heraus kommt dann eine zusätzliche kleine Biene. Drohnen (die männlichen Bienen), Hochzeitsflug, das jahrelange Eierlegen einer Königin und das Schlüpfen von Arbeiterinnen, Drohnen und wiederum eben auch Königinnen, wenn die Maden mit Gelee Royal gefüttert wurden, ist sicherlich für so ein Computerspiel zu komplex. So bekommen halt zwei gleiche Bienen eine Baby-Biene.

Eine Baby-Biene in Minecraft.

Im Computerspiel muss eine Biene 5-mal Honig sammeln, damit Honig geerntet werden kann. Da haben des die realen Bienen etwas schwerer. Hier müssen die Bienen ca. 1 Million Blüten besuchen, damit am Ende ein Glas Honig (500 g) entsteht.

Im Computerspiel kann der Honig übrigens mit einer Schere oder mit einer Glasflasche geerntet werden. Mit der Schere erhält man 3 Honigwaben, mit der leeren Glasflasche eine volle Honigflasche. Ein Traum. Wenn ich mir vorstellen, dass ich nur mit den leeren Honiggläsern zu den Bienenstöcken gehen müsste und diese sind dann voll. Kein Entdeckeln, Schleudern, Sieben, Ruhen, Abschöpfen, Rühren, Umfüllen, Abfüllen, Ettikettieren, Umräumen, Kleben, Abwaschen, Saubermachen, … über Tage und Wochen. Cool, einfach so, “zack” ist der Honig im Glas. Toll.

Im Computerspiel hilft ein Lagerfeuer beim Ernten des Honigs, damit die Bienen nicht wütend werden und einen stechen. Im realen Leben wird kein Rauch bei der Honigernte eingesetzt, da dieser sofort in den Honig ziehen und damit die Qualität und den Geschmack negativ beeinflussen würde. Abseits der Honigernte bzw. des Honigeintrags setzen Imker:innen aber dennoch Rauch ein, damit die Bienen einen nicht stechen. Wobei in der Realität Rauch keine Garantie darstellt, anders als im Computerspiel, nicht gestochen zu werden.

Wütende Bienen haben im Computerspiel rote Augen und alle Bienen des Stocks greifen Dich an, wenn sie wütend auf Dich sind. Wie gut, dass das so in der Realität nicht der Fall ist. Es stimmt zwar, dass wenn eine Biene sticht, bestimmte Duftstoffe andere Bienen ebenfalls zum Verteidigungskampf locken, aber das sind nicht alle Bienen eines Stocks.

Bienen in Minecraft vor mit Honig vollen Bienenstöcken.

Wird man im Computerspiel gestochen, dann steckt der Stachel in einem und man ist vergiftet. Stachel und Vergiftung verschwinden nach einiger Zeit wieder. Die Biene, die Dich gestochen hat, fliegt weg und stirbt dann wenig später. Wenn die Bienen Dich nicht stechen, weil Du lange genau wegrennst, dann verlieren sie das Interesse an Dir und sind wieder friedlich. Da sehe ich jetzt kaum einen Unterschied zu Realität.

Fazit

Kein massentaugliches Computerspiel, welches zur Unterhaltung und Entspannung dient, kann die Realität der Honigbienen zu 100% wiedergeben. Ein solches Spiel wäre eher eine komplexe Biologie-Simulation, welche zwar höchstwertvoll aber wahrscheinlich nur ein paar Biolog:innen, Imker:innen und Lehrkräfte Spaß machen würde. Insofern ist es aus meiner Sicht völlig okay, wenn in Computerspielen die spannende Welt der Bienen vereinfacht dargestellt wird. Und als Imker bin ich verdammt neidisch auf die unklebrige und einfache Honigernte, möchte aber das Gefühl an, mit und in den Bienen zu sein, nicht missen.