Auf dem Gelände des Helmut-Schmidt-Airports in Hamburg ist eine in Norddeutschland fast ausgestorbene Bienen-Art entdeckt worden – die Sandbiene (Andrena nigriceps). Der Fund gelang dem Bienen-Experten Christian Schmid-Egger, der seit Monaten im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung eine “Rote Liste” für Wildbienen in Hamburg erstellt, wie Stiftungssprecherin Eva Goris am Montag mitteilte. Die Entdeckung lässt den Experten ins Schwärmen geraten: “Damit war nicht zu rechnen”, sagte er. Letztmalig sei diese Biene 1938 in Hamburg gesichtet worden.

Andrena nigriceps (seltene Sandbiene)

Andrena nigriceps (seltene Sandbiene) | Quelle: Commons Wikipedia

127 Wildbienen-Arten hat der Forscher gemeinsam mit sechs Bienensammlern im Laufe des vergangenen Jahres in Hamburg aufgespürt. Rund 40 Biotope wurden bislang abgesucht – ganz klassisch mit Kescher, Netz und gelben Plastikschalen. Bis 2019 soll weiter gesucht, gesammelt und erfasst werden. Für 2020 ist die Datenauswertung samt Veröffentlichung der “Roten Liste” geplant.

Bei der Inventur von Biene Majas wilden Verwandten wertet Schmid-Egger auch bereits vorhandene Altdaten aus. Die wesentliche Quelle dafür ist das Zoologische Museum der Universität Hamburg. Masterstudenten und Mitarbeiter des Zoologischen Institutes arbeiten an dem Projekt mit, das von der Deutschen Wildtier Stiftung finanziert wird. Das laufende Monitoring sei eine wichtige Grundlage, um Lebensräume für Wildbienen zu verbessern, hieß es. Gerade Hamburg mit seinen kleinräumigen Strukturierungen wie Park- und Kleingartenanlagen, Gärten und weiträumigen Grünflächen biete gute Voraussetzungen für Wildbienen.

Wildbienen sind dem Forscher zufolge zum Teil deswegen hoch bedroht, weil sie als Nahrungs- und Nestbauspezialisten höchst anspruchsvoll leben. Die einen nisten in lockeren Sandböden, die anderen nur in Stängeln und Totholz. Wieder andere suchen sich leere Schneckenhäuser oder Mauerritzen für die Nestanlage. 175 deutsche Wildbienen-Arten sind zudem an eine bestimmte Pflanzenart gebunden: Sie fliegen entweder auf Heide- oder Fingerkraut, sind auf Weiden oder Glockenblumen angewiesen oder nur auf Ölpflanzen zu finden. Schmid-Egger: “Blüte weg – Biene weg.”